Adventskalender 8. Dezember: Schritt für Schritt

Publiziert am 8.12.2025

Es gibt Zeiten, da geht gar nichts mehr. Wir verlieren den Tritt, geraten ab vom Kurs, verlaufen uns in den Sorgen und negativen Gedanken, sind antriebslos und nicht in der Lage, aufzustehen und etwas anzupacken. Wir treiben dahin und verlieren immer mehr die Orientierung.
Ob wir es nun Krise, Niedergeschlagenheit oder Depression nennen. Wichtig ist erst mal, anzuerkennen, dass es so ist. Und dass wir da nicht wieder alleine rauskommen. Wir uns nicht einreden können, dass sich alles schon irgendwie wieder einrenkt. Oder dass wir uns, wie im Peanut-Comic, noch in der Situation einrichten.
So eine Krise erlebte auch der Prophet Elia. Er hatte Mist gebaut, sich im Rausch des Erfolgs hinreissen lassen, jedes Mass fallen zu lassen. Nach der Machtprobe mit den Baalspropheten am Berg Horeb, die er mit Gottes Hilfe für sich entscheidet, lässt er die heidnischen Propheten töten. Doch jetzt verfolgt ihn Königin Isebel, die Schutzpatronin der Baalspropheten und trachtet ihm nach dem Leben. Er flieht in die Wüste und legt sich dort gelähmt von seinen Ängsten und Sorgen unter einen Ginsterbusch. In seiner Depression verliert er alle Kraft, auch nur den kleinsten Schritt zu tun. Ja, am liebsten würde er sterben, sich ergeben in sein Schicksal. Er schläft. Da kommt ein Engel, der zu ihm sagt: „Steh auf und iss!“ Er findet Brot und Wasser, stärkt sich, schläft wieder ein. Dann erscheint der Engel ein zweites Mal, sagt wiederum „Steh auf und iss!“ und wiederum findet er Brot und Wasser, stärkt und ist nun bereit, sich auf den Weg zu machen und eine neue Botschaft von Gott zu empfangen. (1 Könige 19)
Mich beeindruckt die Schlichtheit, mit der der Engel Elia begegnet. Er macht keine grossen Reden, kein therapeutisches Setting, er sagt einfach. „Steh auf und iss!“ Ich nenne das praktische Seelsorge oder hier sogar Leibsorge. In einer Krise verliere ich oft jede Struktur. Die Probleme werden riesig und scheinen unüberwindbar. Dann ist es wichtig, mit kleinen Schritten wieder in die Spur zu finden, allmählich dem Leben wieder eine Form und Struktur zu geben. Das fängt oft mit ganz praktischen, schlichten Dingen an. Das können ein paar alltägliche Dinge sein, ein Spaziergang, das Lesen in einem Buch. Alles, was mir hilft, nicht weiter gelähmt zu sein und mich auf andere Gedanken bringt. Und Bewegen kann tatsächlich oft etwas in Bewegung bringen. Die Probleme brauche ich dabei nicht kleinzureden, aber ich muss sie auch nicht alle auf einmal und ganz allein lösen wollen. Und es wird mir helfen, die Probleme auf ihre richtige Grösse zurechtzustutzen, wenn ich anfange, sie Schritt für Schritt zu lösen. Das bringt Struktur und Entlastung, das macht Mut, Schritt für Schritt ins Leben zurückzufinden und die Problem anzugehen. Von aussen nach innen wächst so etwas.
Das Duo Kid Kopphausen hat in ihrem Lied „Schritt für Schritt“ dieser Erfahrung einen wunderschönen Text geschenkt:


Als erstes sieht man eine öde Gegend
Bis zum Horizont ein wirres Licht
Irgendwo in einer weiten Welt gelegen
Und alles ist umringt vom Nichts

Soweit das Auge reicht ein Feld aus Steinen
Wie für die Ernte ausgesät
Sinnlos drauf zu hoffen, dass sie Blüten treiben
Und wir stehen mitten in dem Beet

Wir sehen uns an und nirgends sonst ist Leben
Ich zeig auf dich und du auf mich
Und ich sag: „Toll, wie solls jetzt weiter gehen?“
Und Du sagst: „Naja, so wie immer, Schritt für Schritt“

Dann kommt ein Haus und an der Tür sind Beeren
Jemand singt ein nagelneues Lied
Als wenns die ersten schönen Tage wären
Und alles um uns glänzt und scheint und blüht
Als wenns die ersten schönen Tage wären
Und alles um uns glänzt und scheint und blüht

Da darf die Musik dazu natürlich auch nicht fehlen:

Dass Du „Schritt für Schritt“ diesen Tag gut bestehst, das wünscht Dir von Herzen, Dein Pfarrer Uwe Hayno Klaas Tatjes

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