Gestern hatten wir unsere Probe für das diesjährige Weihnachtsspiel. Und während Engel, Könige und Hirten noch durch die Kulissen stolpern und sich darin versuchen, ihre Mimik und den Verlauf der Geschichte aufeinander abzustimmen, muss ich an ein Ereignis denken, das zwar weitgehend unbeachtet blieb, aber doch von gewichtiger Bedeutung war, ja ist! Es geht um nichts weniger als die Elektrifizierung von Weihnachten. Ich bin mir sicher, die Elektrifizierung von Weihnachten bedeutet einen großen Sprung für die Menschheit. Denn schließlich wird alles moderner und Weihnachten besser beleuchtet. Jedenfalls nicht der Unsicherheit von besonderen Sternenkonstellationen überlassen. Und da Strom ja einen energetischen Fluss bezeichnet, dürfte sich die Elektrifizierung von Weihnachten als eine gute Sache erweisen. Vor allem, weil mit ihr Phantasie verbunden ist. Denn genau genommen ist nicht gleich Weihnachten komplett, sondern damals unser Krippenspiel elektrifiziert worden. Aber natürlich klingt die „Elektrifizierung von Weihnachten“ etwas eleganter als die „Elektrifizierung des Krippenspiels“. Und gell, auch Du hast bis hierher gelesen, weil die Elektrifizierung des Weihnachtsfestes Dich neugierig oder stutzig gemacht hat. O.K., ertappt, aber wo Du schon so weit bist, kannst Du ja auch gleich weiterlesen. Also, die Elektrizität hielt Einzug, weil in unserem Krippenspiel ein Heiligenschein und ein Heiligenscheinhalter vorkam. Und ein Vater, den ich mit der Lösung des Problem des mobilen Heiligenscheins beauftragt hatte, präsentierte stolz seine Lösung aus Latte, Draht und Tannenbaum. Ob so viel technischem Fortschritt musste ich sowohl schlucken als auch schmunzeln. Immerhin eine Lösung mit List und Spucke und mit Opferbereitschaft, denn wie die Gattin des Heiligenscheinkonstrukteurs anmerkte, sei ihre Tischdeko zum Heiligenschein aufgestiegen. Die Verwandlung des Profanen in das Heilige, wie ganz irdisches auf einmal für himmlisches zu strahlen beginnt, da gibt es auch theologisch nichts zu meckern. Mich hat die Phantasie gefreut, die dahintersteckte. Genauso wie die Begeisterung der Kinder, sich in das Stück hineinzufinden und es zu ihrer Geschichte zu machen. Wenn die fünfjährige Sofia im Brustton der Überzeugung zu Maria sagt „Heb kei Angschd, Maria, muesch Gott vertroue, du bisch nüd elleini“ und ihr dann einen Kuss auf die Stirn gibt, dann ist das herzerweichend. Das Stück hieß übrigens „Weihnachten aus dem Koffer“ und bildete unsere Situation ab, viel zu wenig Kinder zum Mitspielen (dafür umso mehr Zuschauer), alle Kinder mussten mehrere Rollen spielen und sich aus zahlreichen Koffern immer wieder neu verkleiden.Weihnachten aus dem Koffer. Eine Geschichte unterwegs. Eine Geschichte, die nicht an ein paar Tagen hängt und im Frühling so wichtig bleibt wie beim Rascheln der Blätter. Eine Geschichte zum Aufbrechen und zum Dazukommen. Eine Geschichte, die offen ist. In die wir eintreten können. Die uns als Mitspieler will. Nicht nur als Zuschauer. Und die zeitlos modern ist. Neuerdings sogar elektrifiziert. Jetzt habe ich vielleicht ein bisschen gepredigt. Passiert mir als Pfarrer immer wieder. Aber ich hoffe, auch ihr seid jetzt ein wenig elektrisiert. Und übrigens: auch das Weihnachtsspiel, das wir am 24. Dezember um 17 Uhr in unserer schönen Kirche aufführen, wird auch elektrifiziert sein. Um selbst elektrisiert zu werden und der Elektrifizierung dieses Weihnachtsspiels auf die Spur kommen, müsste man freilich schon dabei sein ;-). In diesem Sinne, euer Pfarrer Uwe Tatjes
Zur Musik für heute: zum türchen für den sonntag und den gedanken über die elektrifizierung von weihnachten würde natürlich wunderbar das „electric light orchestra“ passen oder vielleicht ein e-gitarrensolo über motive von „vom himmel hoch, da komm ich her)?
nein, viel besser passt da selina und hanspeter mit ihrem song „welcome home“, warum? weil weihnachten ausch ganz viel mit der sehnsucht nach hause zu kommen zu tun hat, aber dieser song zur sbb werbekampagne „unterwegs zuhause“, unser leben als reise, mit der sehnsucht auch unterwegs sich schon zuhause fühlen zu können, weihnachten aus dem koffer eben, darstellt:
p.s. wer´s noch bedeutungsschwerer will…. ich schreibe dieses türchen im zug auf einer voll elektrifizierten strecke…. 😀