Was ist Glück?
Sagen Sie, mal, was ist eigentlich Glück?
Tja, gar nicht so einfach zu beantworten. Schließlich bedeutet es ja für jeden etwas anderes, oder?
Und ist es nicht manchmal leichter, das Unglück zu beschreiben als das Glück? Besitzen Menschen nicht mehr Talent, unglücklich zu sein, als glücklich?
Immerhin ist der 30. Dezember der Namenstag von Felix und das heißt ja „der Glückliche“. Also will ich es genau wissen.
Für viele Menschen scheint das Glück nicht ohne Unglück auszukommen. Jedenfalls meinen wir das wohl oft so, wenn wir dem anderen „viel Glück wünschen, dass ihn kein Unglück treffen möge. Manche nageln ein Hufeisen an den Türpfosten, forschen nach vierblättrigen Kleeblättern, klopfen auf Holz, tragen ihren Talisman spazieren. All das soll Glück bringen. Indem es das Unglück abhält. Natürlich, wenn es mich nicht trifft, zum Beispiel der Dachziegel, der vom Dach geweht wird, dann habe ich Glück gehabt. Aber ist es Glück, davongekommen zu sein?
Oder liegt das Glück in einfachen Dingen? Einem sättigenden Essen, einer warmen Stube, ein Dach überm Kopf, Menschen, die einem das Gefühl von Heimat geben? Eine Umarmung? Ein schöner Sonnenaufgang?
Auf jeden Fall ist das Glück für mich in solch einfachen Dingen viel greifbarer, transparenter.
Und wie wenig schätzen wir dieses elementare Glück oft. Halten es für das Selbstverständliche und streben nach anderem oder eben nach „mehr“.
Auf Wanderungen entdecke ich oft das einfache Glück wieder. Die Wertschätzung von schlichter Nahrung, Unterschlupf, Wärme.
Und wenn ich darüber nachdenke, dann sind die schönsten Glücksmomente überhaupt nicht „verdient“, sie sind gratis. Sie finden mich, nicht ich sie.
Die Liebe zum Beispiel, die findet mich oder die Freundschaft. Ihr Blick wählt frei aus.
Wenn mir jemand die Tür öffnet, mich anstrahlt udn sagt: Schön, dass Du da bist, das ist Glück.
Zufriedenheit oder das herzliche Wohlwollen, mit dem jemand anders mich sieht und in dem er mit mir umgeht, kann ich mir auch nicht verdienen. Vergebung auch nicht. Sie sind gratis, nicht zu kaufen. Gratis kommt von Gratia, Gnade. Und die Gnade verweist mich auf Gott. Ich könnte auch sagen, Glück erlebe ich am tiefsten dort, wo ich nicht bei mir selber bin. Sondern dort wo ich ganz erfüllt von etwas bin und meiner selbst ledig und frei. Wir spüren das, wenn wir in ein Buch versinken, von einem Spiel gefangen sind, von den Eindrücken eines Sonnenaufgangs in den Bergen überwältigt werden, wo ich mich in eine Umarmung fallen lassen kann.
Ich denke an das Lied von Friedrich von Spee „Zu Bethelehm geboren“ (RG 398). In der zweiten Strophe heißt es: In seine Lieb versenken will ich mich ganz hinab. Mein Herz will ich ihm schenken, und alles was ich hab.
Manchmal ist das größte Glück sich selbst und alles zu vergessen und einfach zu sein.
In diesem Sinne wünsche ich Dir heute ein ein kleines, aber ganz und gar herz- und leiberwärmendes Glück, Dein Uwe Tatjes
Zur Musik für Heute:
da habe ich gleich ein stück, nein d.h. genau gesagt: zwei vor äugen:
eine augenzwinkernde von barbara schöneberger „glücklich in acht tagen“
und eine ganz ernst-fröhliche: bei allem streben nach persönlichen glück die sehnsucht nicht verlieren nach einer welt wo viele (wo alle?) sich glücken können: future love paradise von seal
1
dass du dir
(hie und da)
glückst
2
dass Glück
dich nicht blende
für Unglücke
anderer
3
dass Unglück
dich nicht verschlinge
für immer
4
dass dir
(ab und zu)
ein Glück für andere
glücke
5
dass dein Wunsch nicht sterbe
nach einer Welt,
wo viele (wo alle?)
sich glücken können
kurt marti