Das Himmelreich in einer Tüte
Den ganzen Tag schon hält sich eisiger Nebel im Sensebezirk, der sich mächtig auf meine Stimmung legt. Dazu ein voller Tag und die Kälte kriecht mir an jeder Ecke in die Knochen. Ich habe noch jede Menge Veranstaltungen, aber gefühlt nichts zu sagen. In mir scheint alles leer uns ausgebrannt. Müde und kalt trete ich aus dem Bahnhof Bern. Die Kälte schlägt mir wie eine Keule ins Gesicht.
Am liebsten würde ich umkehren, aber ich muss weiter. Der Strom der Menschen zieht mich mit, und an der Bude vorbei. Der Maronimann! Das ist die Rettung in eisiger Stunde. Ich ordere eine Tüte der warmen Esskastanien, deren Haut schon aufgeplatzt ist und deren Inhalt verlockend duftet. Dankbar nehme ich sie vom freundlichen Verkäufer entgegen, der sie frisch aus seinem Kessel holt. Das Gefühl der heißen Maroni in der Tüte ist überwältigend und stömt durch meine Hände in den ganzen Körper. Und erst der Duft. Ich suche mir eine windstille Ecke und fummle die erste Maroni aus der Schale. Das Aroma und der Geschmacke sind einfach herrlich. Und mir wird ganz warm und wohlig.
Mit jedem Bissen hellt sich meine Stimmung auf. Eins ist mir zumindest klar. Es braucht nicht viel, um anders auf die Welt blicken zu können. Und auch wenn ich für meine diversen Anlässe noch einmal genau nachdenken und formulieren muss, eins nehme ich mir vor: Meine Worte sollen schlicht sein und warm, nahrhaft und knisternd-verheißungsvoll wie geröstete Maronischale. Ein Himmelreich in der Tüte eben. Und die Hoffnung schmeckt mehligsüß und dufet verlockend.
Eine warme Ecke und nahrhafte Worte wünscht
Uwe (Tatjes)
Die heutige Musik hört sich so an, wie eine Tüte heisser Maroni an einem kalten Tag schmeckt:
hmmm, hmmm, hmmm, hmmmm … ja, genau so! 😁 Chilly Gonzales „C-Major“