Adventskalender 10. Dezember

Publiziert am 10.12.2024

Eilige Weihnachten!

!Leise rieselt der Stau,

in die Stadt, sie wirkt grau,

feierlich tuckern Motorn,

freue Dich, Christ wird geborn.


Manchen wird schon ganz heiß

vom Rennen und Laufen, so´n Scheiß!

Geschenk- und Kaufmarathon,

freue Dich, das Herz flimmert schon.


In den Kaufhäusern plärrn,

Weihnachtslieder vom Herrn;

der freilich ergriffe die Flucht,

wobei ihn eh keiner sucht.


Bald schon ist heilige Nacht,

geschlagen die Konsumschlacht,

Hört nur wie lieblich es schnauft:

„hätt ich doch Ruhe gekauft!“.
 ******
Ach, was sind sie doch schön, diese heiligen Zeiten! Moment, schrieb ich „heiligen Zeiten“? Das ist natürlich Unsinn… ich meinte eiligen Zeiten… Man kommt ja zu nix, zu viel im Kopf und noch so viel zu tun, für ein bißchen Gemütlichkeit an den Festtagen muss man schon schuften, gell? Und noch so viele Besorgungen zu machen und dann immer dieses Gedränge, und die Läden so voll und das Geschenk, was ich suchte, das hat gerade jemand anderes mir vor der Nase weggekauft. Auf dem Weihnachtsmarkt sucht man Besinnlichkeit und dann treten einem die Leute auf die Füße. „Stille Nacht, heilige Nacht“ erschallt es aus großen Lautsprechern, doch das geht im Lärmpegel desWeihnachtsmarktes oder der Fußgängerzone schnell unter. Beängstigend viele Menschen befällt ein Geschäftigkeitsvirus, als sei Nähe, Begegnung, Freude, Gemütlichkeit nur an an drei Tagen Ende Dezember zu erleben… Alle wollen Weihnachten feiern und landen dann meistens doch nur auf Weihnachtsfeiern… Hektische Menschen versuchen sich in Besinnlichkeit… Lange Listen werden immer länger… Die Tage immer kürzer… Die Torschlusspanik immer größer… Hauptsache, man kann was übereichen, packen Sie es mir noch schön ein?
Eilige Weihnachten?Ich habe dises Jahr keine Lust drauf. Ich werde nicht in Hektik verfallen. Ich entschleunige radikal. Entrümpele das Weihnachtsfest. Fürchte mich nicht davor, unvorbereitet zu sein. Ich lasse Weihnachten einfach kommen. Wem ich bisher nicht geschrieben habe, dem werde ich jetzt auch nicht die Postkarte schicken,die ich 38 anderen dann auch schicken muss. Ich schenke nichts, weil ich muss. Wenn ich Freude daran habe oder weiß, das ich jemand anderem eine Freude machen kann, dann schon. Vielleicht aber auch im Januar. Und am besten jemanden, der gar damit rechnet. Oder kurz nach Ostern. Ich rödel nicht durch Einkauscenter und lasse mich auch nicht durch Weihnachtsmärkte schieben. Ich gehe lieber spazieren. Überhaupt, die Entschleunigung als Fuß-, als Spaziergänger, das gefällt mir. Laufend bekomme ich einen neuen Blick auf die Welt, rennend nur Seitenstechen. Ich setze mich mal abends in die Stube und habe es einfach ruhig. Ich rufe mal jemanden an, der schon lange nichts mehr von mir gehört hat. Ich schreibe mir mal selber einen Brief. Und schenke mein Ohr den Menschen, die ich treffe. Ich wäge meine Worte wie Läderach-Schoggi, bin sparsam damit, aber lasse sie mir auf der Zunge zergehen. Ich nehm mir Zeit, das heilige Kind zu betrachten. Und am besten mit ihm zu spielen.
Freue Dich, Christkind kommt bald 😉

In diesem Sinne: lasst es doch auch etwas ruhiger angehen, wenigstens dieses Jahr. Euer Pfarrer Uwe Tatjes

Zur Musik für heute: Das ultimative Lied zur Entschleunigung: Ragnhild Furebotten „en ganske snille Mann“ (wobei die Nichtnorweger unter uns jetzt etwas überhastet zu der Übersetzung gelangen könnten: ein ganz schneller Mann, was aber leider nicht stimmt, das heißt „ein ziemlich netter Mann“, ist übrigens die Titelmusik zu dem gleichnamigem Film mit Stellan Skarsgård, auf deutsch unter dem Titel erschienen „Ein Mann von Welt“und so ziemlich einer der skurrilsten, witzigsten und „anderen“ Filme, den ich in den letzten Jahren gesehen habe, er kommt auch sehr entschleunigt daher). Die Musik entfaltet sich ganz langsam, geht ihren Weg bewusst, geradezu würdevoll, gerät nie in Hektik und verliert schon gar nicht die Übersicht. Wumbaba!

Ragnhild Furebotten ist eine der bekanntesten Fiddlerinnen der traditionellen norwegischen Volksmusik, arbeitet aber auch in Jazz- und Crossoverprojekten mit. Der Titel stammt von dem wundervollen Album „Never on a sunday“, dessen einmalig schönes (die Gummistiefel!) Cover ich auch niemandem vorenthalten will….

https://youtu.be/KEOlix2BDgA?si=dY1c2PKbNJB_u0y9

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