Adventskalender 3. Dezember

Publiziert am 3.12.2024

L’Ecorce – die Rinde. Ein Gedicht von Claire Krähenbühl und meine Gedanken dazu

La lumière a mangé tout le cru

des images

ne reste que l´écorce

celle qui rêve devant l´évier

dit qu´elle voudrait aller

vers le sauvage                    elle voudrait

l´espace                                alors

qu´elle monte et descend l´escalier
vie trop courte et trop lente

das licht bleicht alles grelle

der bilder

zurück bleibt nur die rinde
die da träumt  vor dem spültisch

sagt sie möchte weg

in die wildnis                     sie möchte

den raum                          doch

sie läuft treppauf treppab
das leben zu kurz und zu langsam

claire krähenbühl

***

was bleibt von mir

wenn die überbelichtung

meines lebens

zurückweicht

all das bedeutsame

dem ich nachjagte

seine strahlkraft

verliert

ja offenbart

dass es nicht

aus sich strahlte

nur angeleuchtet war

wenn die bilder

ins rechte licht

gerückt

auf einmal schattig werden

wenn das versickernde licht

die bilder bleicht?

am ende

reduziert

auf ein knorriges stück

das ich mal

leben nannte

gezeichnet von

den narben des lebens

von wind

und wetter

– überwachsen

mit moosiger

feuchtigkeit

in den furchen

noch ein

knistern von sehnsucht

so viele

träume

weggespült

nicht zu ende geträumt

nicht begossen und gepflegt
in mir träumt es

aufzustehen

und zu gehen

das wilde zu

entdecken

in mir und anderswo

den raum

einzuatmen

der es in mirweitet

mich ausfüllt

und überflutet

doch die träume

erstickt im auf und ab

des lebens

trott

der mich

nach nirgendwo

trägt

bleibe ich am ende

hinter meinem

leben zurück

hinter den

träumen

oder

spüre ich

noch meine

lebendige haut

nicht bloss borkige rinde?

uwe tatjes

© Text „La Lumière…“Claire Krähenbühl, • Ailleurs peut-être / Vielleicht anderswo, antholgie de poèmes 1991-2010 établie et traduite en allemand par Markus Hediger, Zurich, Wolfbach Verlag, 2013© Bild „Korkeiche“ by betz-naturfoto, http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/31879098

die wahl für die heutige musik fiel mir leicht, denn als ich das bild für da heutige bild ausgesucht hatte, hatte ich sofort die töne von nils petter molvaer von seinem fantastischen album „khmer“ im ohr… überraschende und manchmal borkige musik, im „song of sand 2“ entstehen vor uns träume, die langsam, aber gewaltig in bewegung kommen, mit durchaus elefantösen tönen! viel spaß!

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