L’Ecorce – die Rinde. Ein Gedicht von Claire Krähenbühl und meine Gedanken dazu
La lumière a mangé tout le cru
des images
ne reste que l´écorce
celle qui rêve devant l´évier
dit qu´elle voudrait aller
vers le sauvage elle voudrait
l´espace alors
qu´elle monte et descend l´escalier
vie trop courte et trop lente
das licht bleicht alles grelle
der bilder
zurück bleibt nur die rinde
die da träumt vor dem spültisch
sagt sie möchte weg
in die wildnis sie möchte
den raum doch
sie läuft treppauf treppab
das leben zu kurz und zu langsam
claire krähenbühl
***
was bleibt von mir
wenn die überbelichtung
meines lebens
zurückweicht
all das bedeutsame
dem ich nachjagte
seine strahlkraft
verliert
ja offenbart
dass es nicht
aus sich strahlte
nur angeleuchtet war
wenn die bilder
ins rechte licht
gerückt
auf einmal schattig werden
wenn das versickernde licht
die bilder bleicht?
am ende
reduziert
auf ein knorriges stück
das ich mal
leben nannte
gezeichnet von
den narben des lebens
von wind
und wetter
– überwachsen
mit moosiger
feuchtigkeit
in den furchen
noch ein
knistern von sehnsucht
so viele
träume
weggespült
nicht zu ende geträumt
nicht begossen und gepflegt
in mir träumt es
aufzustehen
und zu gehen
das wilde zu
entdecken
in mir und anderswo
den raum
einzuatmen
der es in mirweitet
mich ausfüllt
und überflutet
doch die träume
erstickt im auf und ab
des lebens
trott
der mich
nach nirgendwo
trägt
bleibe ich am ende
hinter meinem
leben zurück
hinter den
träumen
oder
spüre ich
noch meine
lebendige haut
nicht bloss borkige rinde?
uwe tatjes
© Text „La Lumière…“Claire Krähenbühl, • Ailleurs peut-être / Vielleicht anderswo, antholgie de poèmes 1991-2010 établie et traduite en allemand par Markus Hediger, Zurich, Wolfbach Verlag, 2013© Bild „Korkeiche“ by betz-naturfoto, http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/31879098
die wahl für die heutige musik fiel mir leicht, denn als ich das bild für da heutige bild ausgesucht hatte, hatte ich sofort die töne von nils petter molvaer von seinem fantastischen album „khmer“ im ohr… überraschende und manchmal borkige musik, im „song of sand 2“ entstehen vor uns träume, die langsam, aber gewaltig in bewegung kommen, mit durchaus elefantösen tönen! viel spaß!